Interview mit unserem Abteilungsleiter Thorsten Neul

Mit ein wenig Verspätung wollen wir die Festtage mit einem Interview von „Mr TV Braunfels“ Thorsten Neul einläuten.

Hallo Thorsten stelle dich doch einfach selbst mal kurz vor.

Thorsten Neul, 44 Jahre alt, bin verheiratet mit Nicole seit 2006 und habe zwei Kinder Max (13 Jahre alt) und Leonie (10 Jahre – fast 11- alt). Ich arbeite als Product Line Manager bei der Firma Stanley Engineered Fastening, Tucker GmbH in Gießen.
Ich spiele seit meinem 8ten Lebensjahr Tischtennis, habe beim BC Nauborn angefangen und mich bis in die Hessenliga hochgearbeitet, bevor ich 1996 zum TV Braunfels gewechselt bin. In den ersten Jahren als Spitzenspieler und Trainer, seit 2005 bin ich Abteilungsleiter.
Neben dem Tischtennis komme ich noch meinen beiden Leidenschaften Mountainbiken und kulinarisch lecker Essen und Trinken nach. Ich gehe für mein Leben gerne essen, allerdings bin ich auch leidenschaftlicher Griller.

Du bist auch als Kreiswart des Tischtennis im Lahn-Dill-Kreis aktiv bist. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Das frage ich mich manchmal auch. Meine Frau hält mir viel den Rücken frei und ist zugleich sehr tolerant, da ich schon sehr viel Zeit in mein Hobby investiere. Neben Beruf und Familie alles unter einen Hut zu bekommen, geht nur mit einem guten Team und Leuten an seiner Seite, auf die man zählen und sich verlassen kann. Dies kann ich mit voller Überzeugung sowohl für den TV Braunfels, wo wir inzwischen ein 10-köpfiges Abteilungsleitungs-Team haben, als auch auf Kreisebene behaupten.

Was sind deine Aufgaben beim TVB?

Meine Aufgaben beim TVB sind sehr vielfältig und seit 2005 stetig gewachsen. Viele Jahre war ich sportliches Zugpferd sowohl als Spieler als auch als Trainer. Inzwischen mehr als Funktionär, aber immer noch spielerisch aktiv. Viele viele Jahre zudem als Mannschaftsführer tätig. Als eine meiner wichtigsten Aufgaben verstehe ich es als Bindeglied tätig zu sein. Transparenz, Kommunikation und respektvoller Umgang auf Augenhöhe sind mir sehr wichtig. Kontinuierliche und enge Zusammenarbeit mit der erweiterten Abteilungsleitung, mit den Trainern und Mannschaftsführern, Komplette Organisation des Sport- und Spielbetriebs, Finanzen, kontinuierliche Weiterentwicklung der Abteilung, Sponsorenakquise und Umsetzung der Sponsoring Maßnahmen, Saisonhefte, Heimspielplakate, Website, Facebook, Instagram, YouTube, Leitung der Abteilung im Innen- als auch Außenverhältnis wie Abteilungsversammlungen, Jahreshauptversammlungen, Sitzungen, Verwaltung wie z.B. Schriftverkehr, Anträge… all das gehört zu meinen Aufgaben. Sehr vielfältig, aber zugleich auch sehr spannend und lehrreich.

Wenn man dich kennt, dann weiß man, dass eines deiner persönlichen schönsten Ereignisse beim TV Braunfels die deutschen Pokalmeisterschaften 2011 waren. Erzähle uns doch etwas von dem Ereignis

In der Tat. Das war vom 02.-05. Juni 2011. Wir spielten seinerzeit in der Bezirksoberliga, schafften in dieser Saison den Aufstieg in die Verbandsliga und qualifizierten uns über Bezirks- und Hessenpokal zu den deutschen Pokalmeisterschaften in Köln Brühl. 120 Mannschaften hatten am Himmelfahrtswochenende den Weg nach Brühl gefunden.
Ravi Withanage, Kai Uwe Dworschak, Gregor Pitsch und ich hatten uns ein schönes 4-Personen Zimmer in Köln genommen und wir waren total stolz und aufgeregt zugleich erstmals an einer solchen Veranstaltung teilnehmen zu können. Wir wussten nicht so recht, wo wir leistungsmäßig im Vergleich zu den anderen Bundesländern standen. Die TTR Punkte waren damals neu eingeführt worden und absolut noch nicht vergleichbar in den einzelnen Landesverbänden. Zunächst wurde in vier 5er-Gruppen gespielt. Wir hatten eine sehr starke Gruppe: unseren späteren Finalgegner, Spfr. DJK Leverkusen (WTTV), den SV Stein (BYTTV), TuS Sörgenloch (RTTV) und SV Sachsenring Hohenstein-Ernstthal (SÄTTV). Lediglich die beiden Gruppenersten qualifizierten sich für die KO-Runde. Nach deutlichen 4:0 Siegen gegen Sörgenloch und Ernstthal, lief es auf einen Dreikampf zwischen Leverkusen, Stein und Braunfels hinaus. Leverkusen hatte 4:3 gegen Stein gewonnen und wir hatten 4:3 gegen Leverkusen gewonnen. Beim Stande von 1:3 gegen den SV Stein waren wir kurz vorm Ausscheiden, Ravi Withanage lag aussichtslos gegen den kroatischen Spitzenspieler der Bayern zurück, schaffte aber nach einem Willens- und Kraftakt die Wende und auch Dworschak/Neul zeigten ihre beste Leistung, sodass Kai Dworschak den nicht mehr für möglich gehaltenen 4:3 Sieg heimholen konnte. Mit 4 Siegen zogen wir als Gruppenerster in die KO-Runde, die am Samstag starten sollte, ein.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Pokalmeisterschaften für Verbandsklassen wurden in Brühl umfassende Schlägerkontrollen durchgeführt. Es erwischte Ravi mit seinem geklebten Vorhand Belag. Nun musste er über Nacht einen neuen Belag besorgen und ohne „frischzukleben“ seinen Mann stehen. Es war unglaublich aufregend aber es hat funktioniert.
Wir hatten einen unglaublich tollen Team Spirit und Zusammenhalt. Bei jedem Punkt sprangen alle übrigen Spieler auf der Betreuerbank auf und feuerten leidenschaftlich den Mitspieler an. Das habe ich bis dahin und seither nicht mehr in der Form erlebt. Das hat uns beflügelt. Insbesondere Ravi Withanage und Kai Dworschak waren die Garanten des Erfolges. Gregor Pitsch war seinerzeit der junge Wilde. Ich durfte im Doppel ran mit meinem damaligen Stamm-Doppelpartner Kai Dworschak.
Am Samstag spielten wir wie im Rausch und fertigten im Viertelfinale den TTC Wöschbach (BATTV) mit 4:0 ab, bevor es dann am Sonntag zum Halbfinale gegen den zweiten Vertreter vom WTTV, die Falken Rheinkamp, kam. Inzwischen waren einige Fans aus Braunfels zur Unterstützung eingetroffen. Es war eine sensationelle Atmosphäre. Wir behielten mit 4:2 die Oberhand – und das obwohl Ravi eine nicht einkalkulierte Niederlage einfuhr. Nun ging es erneut gegen Leverkusen, die wir in der Gruppe noch 4:3 geschlagen hatten. Nach einem denkbar knappen und hart umkämpften Finale mussten wir uns leider mit 3:4 geschlagen geben. Es war dennoch ein Riesen-Erfolg und eine super Veranstaltung, die uns ewig in Erinnerung bleiben wird.

Und was waren deine schlechtesten Erinnerungen in der Zeit beim TVB?

Im Sport erlebt man natürlich neben all den schönen Momenten auch äußerst bittere Momente, große Enttäuschungen und herbe Rückschläge. Spontan fällt mir ein ganz besonderes Erlebnis ein. Kai Uwe Dworschak hatte sich für die deutschen Meisterschaften der Verbandsklassen qualifiziert. Ich habe ihn gefahren und gecoacht. Der Zeitplan war völlig durcheinander geraten. Die Spiele fanden nicht mehr zu dem im Programmheft aufgeführten Zeiten statt. Kai musste in der Vorrundengruppe sein letztes Spiel gewinnen um am nächsten Tag im Viertelfinale antreten zu können. Wir waren draußen vor der Halle und haben den entscheidenden Aufruf nicht bzw. zu spät gehört. Sowohl der Oberschiedsrichter als auch der schlechter einzuschätzende Gegner, der seine Chance aufs Weiterkommen witterte, hatten kein Erbarmen. Kai wurde disqualifiziert und wir konnten die Heimreise antreten.

Als Jugendlicher warst du ein vielversprechendes Nachwuchstalent und hast viele Erfolge, auch auf Landesebene feiern dürfen. Mit 12 hast du in der Hessenliga der Herren gespielt. Warum hat es letzten Endes doch nicht für eine sportlich noch ambitionierte Karriere gereicht?

Ja, das stimmt. Ich war als Schüler sehr erfolgreich, Nummer fünf der damaligen Südwest-Rangliste. Ich trainierte viele Jahre im Landesleistungszentrum, zunächst in Marburg später in Gießen. Meine Trainer waren dort u.a. Bernhard Balzer, Ola Einarson, Eddy Germann. Zurückblickend war es vermutlich 1-2 Jahre zu früh, in die Herren zu gehen und zweitens habe ich nicht rechtzeitig den Absprung von meinem Heimatverein, BC Nauborn, geschafft.
Ich hatte damals u.a. die Möglichkeit mit meinem langjährigen Trainings- und Doppelpartner Steve Kasch in Wieseck Oberliga zu spielen. Letztendlich ist es nur ein kleines Zeitfenster, was darüber entscheidet ob man es ganz nach vorne schafft oder im Mittelmaß versinkt. Nur ganz wenige bekommen das richtig gut hin. Dennoch bin ich nicht unzufrieden.

Wo siehst du den TV Braunfels in 5 Jahren?

Unser Ziel ist es, den TVB dauerhaft als Adresse und Anlaufstelle in der Oberliga zu platzieren. Darunter muss der entsprechende Unterbau da sein. Idealerweise mit Verbandsliga und abwärts fast in jeder Spielklasse vertreten sein. Somit ermöglicht man potentiellen Nachwuchsspielern eine Perspektive, eine kontinuierliche Weiterentwicklung und ideale Trainingsvoraussetzungen.
Wir wollen unsere Nachwuchsausbildung weiter vorantreiben, wir wollen Breitensport mit einer leistungsorientierten Spitze und legen zugleich einen großen Wert auf gesellschaftlichen Zusammenhalt, Integration und Inklusion (gemeinsam verschieden sein).

Man munkelt, dass Abende mit dir in der Halle durchaus mal länger dauern können, was ist dran an dem Gerücht?

Das ist nur ein Gerücht 🙂
Natürlich mag ich die Zeit vor, während und nach den Trainings- und Wettkampfabenden. Ein Bier gehört da genauso dazu, wie leckeres Essen und ab und an auch mal eine Zigarette 
Man hat sich immer was zu erzählen. Gerade jetzt in der Pandemie merken wir doch alle, wie uns das fehlt. Hoffen wir, dass wir das bald wieder zelebrieren können.

Wer sind deine Lieblingsgegner, Lieblingstrainingspartner und Angstgegner?

Das hängt natürlich davon ab, ob man gewinnen oder verlieren will… nee, Spaß beiseite. Ich spiele eigentlich sehr gerne gegen Abwehr. Leider haben wir keinen Defensivkünstler in unseren Reihen. Daher fällt das im Training schon mal aus. Grundsätzlich spiele ich im Training gerne gegen Spieler, die mit hoher Intensität bei der Sache sind und mich mitreißen können, habe aber keinen Lieblings-Trainingspartner o.ä.
Angstgegner gibt es so nicht, allerdings mag ich generell nicht gerne gegen Spieler spielen, die sich am Tisch unfair, unsportlich, arrogant o.ä. negativ auffallend verhalten.

2. Januar 2021 – Felix Friedrich